Siebenhütten im Regen: Nichts für Prosecco-Alpinisten

Wie man sich täuschen kann. Tief hängen die Wolken zwischen den Bergen, als wir am Wanderparkplatz Wildbad Kreuth aussteigen. Kein Zweifel: Wir werden heute noch nass. Vorausgesetzt, es kommen Familien, um mit uns zuwandern. Etliche haben sich angemeldet zur Familientour zu Siebenhütten und Wolfsschlucht. Aber bei dem Wetter? Helene zittert bereits, dass ihre liebgewonnene Wanderfreundin kurzfristig absagen könnte – und ich zittere mit ihr. Denn wehe, es ist nicht die passende potenzielle Freundin dabei – es könnten Motivationsprobleme auftreten.

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Aber sie kommen. Alle! Trotz Kälte, Mistwetters und eingestampften Tourenprogramms. Das Bedürfnis nach Frischluft ist stärker. Ich stelle fest: Die Münchner Familien sind wetterfester als vermutet. Von wegen Prosecco-Alpinisten!

Und so ziehen wir vom Parkplatz immer am Bach entlang durch den Wald bis wir die Herzogliche Fischzucht erreichen. Manch einer wähnt hier schon das Tagesziel. Nach 15 Minuten! „Wo gibt’s was zu essen?“ Doch das einzig Essbare schwimmt hier quicklebendig in den Fischteichen oder liegt in Eis gebettet am Fischkiosk zum Kauf bereit. Die Prachtstücke von Saiblingen werden ausgiebig begutachtet.

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Hier schwimmen die Saiblinge noch …

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… hier nicht mehr.

Ein kurzes Stück Forstweg hinauf, und dann zweigt der Waldpfad rechts ab, der am Hochufer entlang führt. An heißen Sommertagen macht es Sinn, statt des Hochufers den Weg entlang des Bachs am anderen Ufer zu nehmen. Dann dauert die Wanderung zu Siebenhütten locker dreimal so lang, denn immer wieder laden kleine Buchten zum Spiel am und im Wasser ein. Und kaum hat man die Kinder vom Spiel losgeeist und zum Weitergehen bewegen können, folgt das nächste lauschige Plätzchen am Bach. Kleine verschlungene Pfade führen durch das Buschwerk am Ufer entlang – genau das richtige für kleine Entdecker.

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Wasser überall, von unten und von oben

Wir heben uns das für den Rückweg auf, denn wir möchten noch in die Wolfsschlucht wandern, die etwa eine halbe Stunde hinter Siebenhütten liegt. Dort sind wir schon nach etwa 45 Minuten. Es ist kühl bis kalt, nass und ich mache mir Sorgen, ob wir mit den fünf Familien auf dem Rückweg noch Platz in der kleinen Stube finden werden. Die Wirtin vertröstet uns auf den ehemaligen Stall als Unterschlupf. Siebenhütten ist definitiv nichts für Schlechtwettertage. In klammen Klamotten draußen Schlange zu stehen, ist nicht jedermanns Sache. Im Sommer aber ist Siebenhütten ein besonders schöner Ort.

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Drei von Sieben Hütten

Der Weiterweg in die Wolfsschlucht ist in jedem Fall lohnenswert. Auch wenn wir wegen des Hagels, der uns zu guter Letzt ereilte, bald am Anfang der Schlucht umkehren mussten. Dabei hatte die Kleinen gerade das Baufieber gepackt und sie wollten ihrem Forscherdrang nachgehen. Ihr findet, Kälte und Regen sind Stimmungskiller? Ganz klar eine Frage der Prioritäten, wenn Brücken gebaut und Steine gesammelt werden können! Trotzdem, die Erwachsenen-Vernunft siegte. Zurück in Siebenhütten fanden wir letztlich doch noch Platz in der kleinen Stube für 20 klatschnasse große und kleine Leute und als der Regen endlich nachließ, ging’s am Flusslauf zurück.

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Spiel im Flussbettbei der Wolfsschlucht

Fazit: Während die meisten wohl zuhause im Warmen saßen, holten wir uns trotz Mistwetters eine große Portion Frischluft, Bewegung und – ja – auch Spaß, um danach zu beschließen: Wir kommen bei Sonne wieder.

 

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Wanderung im Flussbett

Gut zu wissen

Früher wurden tatsächlich sieben Almhütten von den sieben Bauern aus Kreuth/Pförn betrieben, die aber nach und nach verschwanden. Das Haus der Wittelsbacher – damals unter der Regie von König Max Joseph von Bayern – baute Bad Kreuth (heute Wildbad Kreuth und bis vor Kurzem CSU-Hochburg) zu einer königlichen Heilstätte aus und benötigte dazu Ziegenmolke für Heil- und Schönheitsbäder sowie zu Trinkkuren. Dafür wurden in Siebenhütten bis zu 500 (!) Ziegen gehalten, von der gemolkenen Milch gekäst und die angefallene Molke in Holzfässern über einen eigens dafür angelegten Weg, der heute noch als Fußweg zum Wildbad Kreuth vorhanden ist, nach Bad Kreuth gebracht. Geblieben von den ehemals „7-Hütten“  sind nur noch drei, von denen zwei als Lager und eine als Brotzeitstation genutzt werden.

Öffnungszeiten Siebenhütten: von Mai bis Oktober täglich, Tel.: +49/8029/9975983

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Der ultimative Härtetest für Funktionskleidung: die Dusche unter der Regenrinne

Anfahrt

Von München über die A8 bis Holzkirchen, auf B318 bis Rottach-Egern, dort auf B307 durch Kreuth hindurch bis Parkplatz Wildbad Kreuth links. ca 1 Std.

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