Öko-Label und Chemie in Outdoor-Textilien

Die meisten Dinge im Leben relativieren sich schneller, als man denkt. So geht es mir nun mit dem Thema Ökolabel. Noch vor zwei Tagen saß ich auf einer Veranstaltung namens ISPO Academy auf dem International Mountain Summit (IMS) in Brixen. Nachdem ich am Tag zuvor einer spannende und zugleich unterhaltsame Wanderung mit den Extrembergsteigern Edurne Pasaban, Asier, Izagirre, sowie den Brüdern Iker und Eneko Pou (allesamt aus dem Baskenland) beiwohnen durfte, erwartete ich eine etwas trockene Veranstaltung. Aber so schlimm war es gar nicht. Im Gegenteil, ich habe eine Menge gelernt.

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Folie aus der ISPO Academy in Brixen

In Vorträgen widmeten sich Fachleute (u.a. von Gore-Tex) dem Thema Ökolabels. Ich lernte, was genau hinter dem bei Kindertextilien hinreichend bekannten Label von „Oeko Tex“ („Textiles Vertrauen„) steht, erfuhr vom „Carbon Footprint“ („CO2 Fußabdruck„) und wie dieser (grob) berechnet wird; und ich hörte – ich gebe zu: zum ersten Mal – vom Bluesign Label. Mein Fazit nach dieser Veranstaltung: Die Medien haben es bislang versäumt, die Verbraucher ausreichend für dieses Thema zu sensibilisieren. Und: Ich werde künftig beim Kauf neuer Outdoor-Kleidung, sei es für mich oder die Kinder – Produkte mit dem Bluesign-Label anderen vorziehen, wenn der Preis stimmt.

Ich lernte aber auch, was die Branche „Green washing“ nennt. Nämlich das wilde  und substanzlose Bedrucken von Textilien und anderen Produkten mit sogenannten Ökolabels, die keine sind. Leider muss ich heute erfahren, dass auch Bluesign Produkte nicht über jeden Zweifel erhaben sein können. Greenpeace hat heute die Ergebnisse eines neuen Tests veröffentlicht, der umwelt- und gesundheitsschädliche Schadstoffe in Outdoor-Kleidung nachweist. Die Ergebnisse sind ernüchternd (Link hier). Und leider liest man darin auch: 

Vorsicht bei Textillabeln: Zertifizierungen und Textil-Label signalisieren Schadstoff-Freiheit – was nicht immer stimmt. Mit Fluor beschichtete Produkte können trotz der bekannten Risiken für Umwelt und Gesundheit mit dem Öko-Tex-Standard 100 oder dem Bluesign-Standard ausgelobt werden. Eine Anhebung dieser Standards ist dringend erforderlich.“ 

Wieder etwas gelernt: Die Öko-Label Oeko-Tex-Standard 100 und Bluesign sind wegweisend, aber eben nicht das Non plus Ultra. 

Greenpeace gibt uns im Bericht außerdem folgende Tipps:
Bedarf oder Bedürfnis?
Prüfen Sie, für welche Zwecke Sie Outdoor-Kleidung benötigen. Für eine Arktisexpedition oder einen Herbstspaziergang? Für normales Regen- und Matschwetter braucht es keine Jacke, die einer 50.000 mm Wassersäule standhält. Damit helfen Sie auch den Outdoor-Herstellern aus ihrem „High-Performance“-Hamsterrad.
Secondhand kaufen:
In Secondhand-Läden, auf Flohmärkten oder im Internet gibt es Massen von Kleidung, die andere nicht mehr wollen. Man selbst kann aber gerade dort Lieblingsstücke finden, die jahrelanger Wegbegleiter werden.
Klassiker kaufen:
Bevorzugen Sie Teile, die nicht nach einer Saison out sind. Wahrhaft ökologisch ist Kleidung, die lange getragen wird.
Grün kaufen:
Falls Sie neue Funktionsbekleidung benötigen, entscheiden Sie sich für einen weitestgehend PFC-freien Artikel. Es gibt bereits Outdoor-Marken, die auf fluorfreie Membrane setzen. Preislich gibt es kaum einen Unterschied.
Qualität kaufen:
Prüfen Sie beim Kauf auch die handwerkliche Qualität der Kleidung. Besser alles hängen lassen, was der kritischen Prüfung von Nähten und Reißverschlüssen nicht standhält.
Umweltfreundlicher waschen:
Ein großer Teil der Ökobilanz von Kleidung wird beim Waschen verursacht. Wird die Waschmaschine angestellt, sollte die Füllmenge immer ausgelastet sein. Der meiste Strom wird beim Aufheizen der Maschine gebraucht. Also runter mit den Temperaturen, für normal verschmutzte Wäsche sind 30 Grad ausreichend.
Kleiderschrank befreien:
Sind bei Ihnen Klamotten im Kleiderschrank eingesperrt, die nie getragen werden? Befreien Sie sie! Geben Sie die Kleider an Freunde weiter, spenden Sie sie an karitative Einrichtungen, verkaufen oder versteigern sie, oder organisieren Sie eine Kleidertausch-Party.
Zurückgeben:
Einige Hersteller wie Patagonia nehmen Altkleider und Schuhe in ihren Läden zurück.
Aktiv werden:
Fragen Sie bei Ihrer Lieblingsmarke oder Ihrer bevorzugten Ladenkette nach, ob dort ökologische oder sozialverträgliche Strategien umgesetzt werden und wie das Chemikalienmanagement gehandhabt wird.
Bei Kampagnen mitmachen:
Berichten Sie Familie, Freunden und Kollegen von den Problemen der Textilindustrie. Damit helfen Sie Greenpeace, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und Druck auf die Textilindustrie auszuüben.