Familien-Genusstour
Endlich! Wir haben unsere erste Familien-Radltour mit einer Tandemstange gemacht und es lief prima.
Zur Erklärung: Die Tandemstange heißt FollowMe, stammt von der Schweizer Firma Family-Cycling und ist dazu da, kleine Fahrradanfänger auf ihrem Kinderfahrrad hinter dem eigenen herzuziehen, ähnlich einem Fahrrad-Trailer. Der Vorteil zum Trailer: Will das Kind allein fahren, hängt man das Fahrrad aus der FollowMe-Tandemstange einfach aus und klappt die Stange hoch. Sie kann z.B. mit einem Karabinerhaken am Sattel befestigt werden. Hat das Kind keine Lust mehr zum Selberfahren oder wird der Weg zu steil oder zu stark befahren, dann hängt man es wieder ein und zieht das Kind auf dessen Hinterrad. Dabei schult es dennoch Gleichgewichtssinn und Fahrgefühl des Kindes.
Pro FollowMe, contra Trailer
Der Fahrrad-Trailer hat nur ein Rad und eine lange Stange, die am ziehenden Rad hängt. Damit geht einem die Flexibilität verloren. Denn das Kind MUSS sich ziehen lassen und braucht zum Fahrradfahren lernen natürlich extra noch ein Fahrrad. Das ziehende Fahrrad muss für einen Trailer außerdem gepäckträgertauglich sein.
Tandemstange zusammengeklappt und am Sattel befestigt
Also eher kein Fully. Sicher hat das FollowMe auch seinen Preis (neu mind. 200 EUR je nach Anbieter), aber ein guter Fahrradtrailer, der häufiger zum Einsatz kommen soll, eben auch (Burley Piccolo ab 360 EUR).
Seit Mai lag das tolle Teil nun bei uns im Gartenhaus und wartete auf seinen ersten Einsatz. Genau genommen: auf seinen ersten Einsatz mit uns. Denn ich habe das gute Stück per Zufall gebraucht gekauft. Bei einer Mountainbiketour mit Andrea von Powderworld lernte ich Alex kennen, dessen Tochter diese Tour auch mitfuhr, gerade acht Jahre jung! Alex war mit der Kleinen seit Jahren mit der FollowMe-Stange auf Tour gewesen. Drei Kinderräder hatte das FollowMe schon gezogen. Nun war seine Tochter herausgewachsen. Das Angebot, die Tandemstange für 80 Euro zu kaufen, habe ich dann gleich angenommen. Neu bekommt man sie selten unter 200 Euro.
Und? Macht’s Spaß?
Montage mit Knoff hoff
Neugierig?
So gut uns der Ausflug über den Isar-Inn-Panoramaweg bis zum Steinsee auch gelingen sollte – die Montage davor hatte es leider in sich. Die Anleitung dazu mussten wir uns aus dem Internet runterladen, was prinzipiell ja kein Problem ist. Nur waren die Bilder total verpixelt und auch auf dem Bildschirm absolut nicht hilfreich. Wäre interessant zu wissen, ob beim Neukauf des FollowMe-Tandems eine besser bebilderte Montageanleitung dabei ist. Am Ende gelang uns die Installation, indem jeder die Portion Tüftelsinn einbrachte, die er aufzubieten hatte. Und dann war es wieder wie immer: Einmal montiert, erscheint alles ganz logisch. Aber ich muss zugeben: Die Montage eines Trailers ist sicher leichter.
Wir wählten eine Tour von daheim aus auf einer Strecke, die wir kennen und die man gut abkürzen kann. Denn wer weiß – hätte ja sein können, dass wir oder Helene damit nicht zurechtkommen. Dem war aber nicht so. Andreas übernahm die Hinfahrt, während ich den Anhänger mit unserem Junior zog. Und weil alles prima lief, ließen wir beide Biergärten, ein Wildgehege und den Hundespielplatz links liegen und fuhren unsere schöne MTB-Trainingsstrecke entlang bis zum Steinsee.
FollowMe-Tandemstange / © Family-Cycling
Wackliges Anfahren
Nach der Einkehr beim Gestüt wechselten wir auf der Rückfahrt, und was bei Andreas so einfach aussah, fand ich dann ziemlich gewöhnungsbedürftig: Das Anfahren mit der FollowMe-Stange ist schon eine wacklige Angelegenheit. Auch während der Fahrt wird der Gleichgewichtssinn ordentlich gefordert.
40 km sattelfest
Eigentlich dachten wir, dass Helene sowieso bald zu ihrem Bruder in den Anhänger steigt, weil sie müde ist. Aber sie wollte auf dem Fahrrad sitzen bleiben, über 40 Kilometer lang! Unsere größte Befürchtung war deswegen, dass ihre Konzentration irgendwann nachlassen würde. Denn das Wichtigste ist, dass sich das Kind mit beiden Händen am Lenker festhält. Tut es das nicht, wird es schnell mal von einer Ausweichbewegung des ziehenden Elternteils überrascht und kann den Lenker dann vielleicht nicht mehr halten.
Es lief aber alles gut, Helene wollte seitdem nicht mehr im Anhänger sitzen und nun bin ich gespannt auf unsere erste gemeinsame Tour im Alpenvorland.
Und hier noch ein netter kleiner Film dazu vom MDR.
Fazit: Ich denke, für unsere Voralpen-Familientouren mit dem Mountainbike ist das FollowMe die richtige Lösung. Ist ja irgendwie doof, wenn einer allein beide nicht mehr ganz kleinen Kinder im Anhänger hinter sich den Berg hochzieht, und der andere dabei zuschaut. Das Ein- und Aushängen der Stange und des Kinderfahrrads ist anfangs ein ziemliches „Gefrickel“ und somit gewöhnungsbedürftig. Für den Alltag, wenn’s schnell gehen muss, nehme ich es nicht her. Aber vielleicht fehlt mir auch nur die Routine.
Wie der Vater, so die Tochter: Specialized
FollowMe Tandem
- Hersteller: Family-Cycling, Laufenburg, Schweiz
- Kinderfahrrad: für alle Gr. von 12 bis 20 Zoll (ca. 3. bis 9. Lebensjahr)
- Gewicht: 4 kg
- Kindersitz und Gepäckträger weiterhin nutzbar
- Preis: mindestens 200 EUR je nach Anbieter. Tipp: gebraucht kaufen!
Von Family-Cycling gibt es seit zwei Jahren übrigens auch einen Einrad-Kinderanhänger FollowKid, der an einem ähnlichen System wie der Tandemstange angehängt wird. Für Sportliche.