Eine ganze Woche habe ich kürzlich mit meiner fünfjährigen Tochter auf der Freiburger Hütte auf knapp 2000 Metern im Lechquellengebirge verbracht und die Gegend dort recht ausgiebig erkundet. Nein, nicht einfach so. Sondern um mich zur Familiengruppenleiterin beim Deutschen Alpenverein ausbilden zu lassen. Soll heißen: Ich werde in Zukunft öfter mal mit anderen Familien und deren Kindern im Alter von vier bis acht Jahren die eine oder andere Hütte oder einen kleinen Gipfel aufsuchen und hoffentlich ebenso spannende Wege bewandern, wie ich sie Euch weiter unten vorstelle.
Traumlage im Lechquellengebirge: die Freiburger Hütte
Das Rüstzeug dafür habe ich jedenfalls bekommen während der Ausbildungswoche auf der Freiburger: jede Menge Theorie und Praxis in Sachen Tourenplanung für Familienwanderungen, kindgerechte Abenteuer, Spiele und Motivation, Führungsstil, Gruppenprozesse, Konfliktmanagement und was noch so alles dazu gehört. Ich hoffe, ich habe das alles gut verinnerlicht. Das wird sich dann mit meinen ersten Wanderungen zeigen. Ich freu mich jedenfalls darauf und bin auch schon ein wenig aufgeregt.
Haussee und Hausberg: der Formarinsee und die Rote Wand
In anderer Hinsicht war die Woche allerdings auch ein Abenteuer für sich: das liebe Wetter! Drei, vier Tage Regen am Stück ist kein Zuckerschlecken, wenn man die Zeit auf einer Berghütte verbringen muss, auch wenn diese noch so komfortabel, die Lager gemütlich und das Essen sensationell gut sind. Selbst der original Dhal Baat vom nepalesischen Koch konnte nur kurzfristig über die nasskalten Tatsachen hinwegtrösten. Seien wir ehrlich: Ich kann in solchen Fällen nicht ausreichend Optimismus aufbringen. Und der Hüttenkoller ließ leider auch nicht lange auf sich warten. Zum Glück war der Spuk noch rechtzeitig vorbei, um noch die eine oder andere schöne Tour zu unternehmen.
An den Tagen mit schönem bis brauchbarem Wetter haben wir mit den Kindern (zwischen 5 und 12 Jahren) drei hübsche kleine Touren gemacht, die ich Euch nur empfehlen kann.
Das „Friedhöfle„
Picknick im Friedhöfle
Säue-Gucken
Das Steinerne Meer
Die kleine Version jenes gigantischen Karstgebirges zwischen Leogang und Berchtesgaden, und Pflichtprogramm für Besucher der Freiburger Hütte. Die Kinder können in dieser kesselartigen Felslandschaft zu Fuße des Formaletsch über beeindruckende Felsspalten balancieren und Steingärten anlegen. Brotzeit-Picknick gab’s dort auf großen glatten Steinplatten. Murmeltiere gibt es unterwegs mit großer Wahrscheinlichkeit auch zu sehen. Etwa 2 Sunden Gehzeit nach Osten, ca. 200 Höhenmeter (eine Strecke).
Ich baue mir einen Steingarten im Steinernen Meer
Bizarre Szenerie
Die Rossköpfe (2144 m und 2195 m)
Südöstlich der Hütte, wir nannten sie Max und Moritz. Sie sind auf halbem Wege zur Fensterlewand und Saladinaspitze (2230 m) rechts (westlich) hinauf in leichter, wegloser Kraxelei über Geröll auch für Fünfjährige zu erreichen und bieten neben einem schönen Ausblick auf die Rote Wand jenseits des Formarinsees (der „Haussee“ der Freiburger Hütte) und auf die Saladinaspitze auch ein selbst erbautes Gipfelkreuz. Gipfelglück für Kleine, in unserem Fall sogar mit Steinbock-Schau. 1,5 Stunden und 200 Höhenmeter im Aufstieg. Auf dieser Tour habe ich keine Fotos machen können, da es meine Führungstour war, bei der ich mich ganz auf die Kinder konzentrieren musste.
Nach dem Regen: Nebel über dem Formarinsee
Das Schöne an Hüttenübernachtungen ist ja, dass man nicht erst weit fahren und weit hinauf steigen muss, um wirklich spannendes Gelände zu finden. Die genannten drei Ziele sind in kaum mehr als 200 Höhenmetern zu erreichen. Das spart Zeit und Energie, um rechts und links des Weges die Umgebung zu erkunden. Sicher, diese Touren bieten keine weiteren Einkehrmöglichkeiten. Bei schönem Wetter braucht es das aber auch nicht.
Spaltenhüpfen im Steinernen Meer
Fazit: Die Freiburger Hütte, eine der kinderfreundlichen DAV-Hütten, hat ein schönes Tourenpotenzial zu bieten, wenn man sich von der Vorstellung verabschiedet, andere Hütten, Spielplätze, Streichelzoos oder spektakuläre Gipfel mit Kindern erklimmen zu müssen. Ein gutes Basislager für Familien.