Best of Wolkenstein II: Über die Regensburger Hütte zu Col Raiser

„Gondel fahrn!“ Dieser mehrmals tägliche Ausruf meines dreijährigen Juniors beim Anblick einer solchen gehörte zu unserem Wolkenstein-Urlaub, wie der Duft nach Kuhstall in unseren Klamotten, den wir vom täglichen Kühemelken auf unserem Urlaubs-Bauernhof davontrugen. Und der Gondelruf klang noch lange nach – genauso wie Jakobs Gejammer, wenn wir seinem Wunsch nicht nachkamen.

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Gondeln über Gondeln

 

Dem Anblick von Gondeln kann man in Wolkenstein einfach nicht entgehen. Sogar im Schaufenster des Supermarkts hängen sie als Spielzeug und Objekt der unstillbaren Begierde rum. Wolkenstein ist für Familien auch deshalb so ideal, weil ein Großteil der Bergbahnen auch im Sommer fährt und die Kids mitsamt Familie mühelos in spannendes Gelände transportieren können. Wohlgemerkt: können! Wenn es mal ohne gehen soll: Vom höher gelegenen Ortsteil Daunei aus, wo sich unser Bauernhof befand, kann man mit den Kindern auch auf abwechslungreichem Weg über die Juac-Alm zur Regensburger Hütte (2040 m) wandern, und von dort zum Col Raiser, der Bergstation der Gondel (!) nach Santa Cristina.

Heute ohne Gondel

Der Weg Nr. 3 zur Juac-Hütte (1905 m) beginnt am Wanderparkplatz oberhalb Daunei. Wer will, kann im schönen Langental starten und dem Kreuzweg hoch über Wolkenstein bis Daunei folgen. Dort verzweigt sich der Weg. Man nimmt den Weg 17 a nach rechts Richtung „Stevia“, an einem Sendemast vorbei und trifft anschließend auf den Wanderweg 3 zur Juac Hütte.

Es war ein Test. Ein Test, ob unser fast Dreijähriger sich zum Laufen animieren ließe, wenn wir die Kindertrage einfach daheim lassen. Nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber nein. Es sollte nicht gut gehen. Irgendwann erschöpfen sich auch meine Motivationsreserven. Und das Jammern strapaziert meine Nerven. Mit viel gutem Willen schafften wir es bis zum ersten kleinen Tümpel unterhalb der Juac Alm – ein schöner Ort für Brotzeit und Wasserspiele.

 

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Spiel- und Rastplatz

 

Von dort steigt der Weg mäßig steil zwischen satt grünen Wiesen und Wald noch 150 Höhenmeter bergan. Die Juac Hütte – freilich nicht die gemütlichste Unterkunft, eher kühl und modern – liegt aber traumhaft frei auf einem Wiesenhügel. Wir geben den Kindern Zeit, um die Kaninchen im Stall hinter der Hütte zu füttern. Eigentlich könnten wir noch eine Stunde hier bleiben und dann wieder absteigen, aber mich zieht es weiter, zur Regensburger Hütte auf 2040 Metern.

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Hasenfüttern an der Juac-Hütte

 

Sie ist nicht zu verwechseln mit der Neuen Regensburger Hütte im Stubai und heißt im Italienischen auch Rifugio Firenze (Florenz). Verwirrend. Die Alpenvereinshütte, wenngleich nicht sehr gemütlich und im August völlig überlaufen (!), ist ein echter Verkehrsknotenpunkt für eine Menge schöner Routen, auch für den Dolomitenhöhenweg 2 zur Puezhütte. Einigermaßen beeindruckend ist der Blick hinauf zur Pizascharte. Hinter der Hütte türmen sich die Geislerspitzen auf mit Mittags- und Wasserscharte, und von der Terrasse schaut man auf das immer wieder einschüchternde Sellamassiv, die Langkofelgruppe, den Schlern und die Seiser Alm. Es ist der Himmel auf Erden.

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Die Regensburger Hütte im Jahr 2010

 

Auf dem breiten Wanderweg dahin kommt man an einem Wegedreieck wieder an einem schönen Teich vorbei, der zum Rasten und Spielen einlädt. In einer Senke links unten, sieht man zwei idyllische Almhütten liegen, die Gamsbluthütte und Sangon, und über ihnen schwebt die Gondel ins Tal. Von der Regensburger Hütte geht dann ein viel frequentierter, schöner Weg immer auf der Höhe entlang zum Col Raiser – landschaftlich schön, aber im Hochsommer definitiv kein Ort für Ruhesuchende. Ich habe mir sagen lassen, dass die meisten Italiener, die in dieser Zeit hier urlauben, bevorzugt mit der Seilbahn zum Mittagessen auf den Berg fahren, danach hinunter, und zum Café auf den nächsten Berg – ebenfalls mit Gondel. Kann man machen …

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Alm an der Col Raiser Bergstation

 

Lässt man die Seilbahn beiseite, kann man auf steilem Pfad zwischen Wiesen hinab zur Gamsbluthütte und zur herrlich urigen Sangon-Alm wandern. Wir beobachten hier die Bauern und ihre Familien bei der abenteuerlichen Heuernte und staunen über Mountainbiker, die sich mit ihren Kindern downhill einen Weg durch die Wandererkolonne bahnen. Man stößt bald wieder auf die Juac-Hütte und folgt von dort dem Anstiegsweg wieder bergab.

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Tourdaten:
Daunei – Juac                     250 Höhenmeter
Juac – Regensburger Hütte 150 Höhenmeter
Regensburger – Col Raiser   50 Höhenmeter

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