Das nennt man dann wohl einen Selbstläufer: wenn sich Dinge ohne großes Zutun ergeben und am Ende jeder glücklich ist. Meine letzte Bloggerwanderung war so etwas. Drei bloggende Bergfreundinnen planen ein Hüttenwochenende. Kaum ins virtuelle Kaffeekränzchen gepostet und schon waren wir zu acht unterwegs – Ladies only. Nicht, dass wir uns alle schon gekannt hätten… Nein, es war so etwas wie ein Blind Date am Berg.
Das kann schief gehen, tat es aber nicht, denn alle wollten eigentlich das Gleiche: eine schöne Wanderung ohne all zu viel Ehrgeiz, Gipfelglück, Hüttenfeeling und mal sehen, wer eigentlich hinter den Blogs mit diesen Namen steckt: Outdoormädchen, Fräulein-Draußen, Lina Luftig, Soschy on tour, KulturNatur, Gipfelglück und Klimbingkorns.
Hütte mit Herz für Bergfreundinnen |
Unser Ziel: die Otto-Mayr-Hütte (1530 m) in den Tannheimer Bergen. Unser Gipfel: die Große Schlicke (2059 m). Der Weg dahin führt durchs Raintal, das hie und da einen kleinen Geocache versteckt hält und so ein wenig Abwechslung in die Forstweg-Monotonie bringt. Der erste hieß passenderweise „Frauensee-Kurve“ und war schnell geloggt. Der zweite behielt sein Geheimnis für sich. Die Musauer Alm, mir schon von einer Mountainbiketour vor vier Jahren bekannt, liegt hier sehr idyllisch im Tal vor Köllenspitze, Gimpel und Rote Flüh. Doch das Wetter lud nicht ein. Stattdessen nahmen wir Kurs auf die Wolkendecke über uns, denn irgendwo dahinter ließ sich die Große Schlicke vermuten. Und wenn bis dahin noch fleißig geratscht wurde (um an dieser Stelle endlich einmal ein Mädchen-Klischee zu bedienen), so wurde es spätestens hier stiller, weil der Steig deutlich steiler.
Letzte Ausblicke, bevor der Himmel zumacht |
Noch ein Gruppenbild mit Panorama, bevor dieses komplett hinter Wolken verschwand, und 700 Höhenmeter über der Musauer Alm standen wir selbst wie in Watte gepackt am Gipfelkreuz. Dieses versprüht den Charme einer Mobilfunkantenne und die Sonne ließ sich trotz geballter positiv-weiblicher Energie am Gipfel nicht blicken. Aber dafür brachte unser Outfit eine Menge Farbe ins triste Grau.
Eine Frage des Outfits: farbenfröhlich |
Stahlungeheuer: Auch so kann ein Gipfelkreuz aussehen |
Wenige Höhenmeter unterm Gipfel führt ein Höhenweg zum Füssener Jöchle (Gondel-Bergstation vom Tannheimer Tal). Doch Panoramaweg ohne Panorama ist doof, dachten wir uns und nahmen stattdessen den direkten Weg zur Hütte. Die Otto-Mayr erfreut mit Wohlfühlambiente nicht nur für Kuchen-Freundinnen, sondern auch für Kinder. Denn die Wirtefamilie Wagner, vor drei Jahren von der Tannheimer Hütte im Nachbartal hierher gewechselt, hat selbst welche – und die Hütte mit einem Spielplatz ausgestattet.
Abendstimmung an der Otto-Mayr-Hütte |
Nun kam sie doch, die Sonne. Und weil wir bei Knödel und Schlutzkrapfen vermutlich einen schönen Sonnenuntergang am Füssener Jöchle verpassten, nahmen wir mit dem Alpenglühen an Köllen- und Gehrenspitze vorlieb. Das sind sie, die Momente, die eine Hüttenübernachtung in den Bergen so besonders machen: wenn in der Abenddämmerung die Berge noch stiller und erhabener erscheinen. Nach einer Runde Schnaps fiel ich in meiner gemütlichen Hüttenkoje ins Knödel-Koma.
Unser Vorhaben, die Köllenspitze über die Nesselwängler Scharte zu umrunden, wurde wegen großer Schneefelder auf dem Weg vereitelt. Tag zwei startete daher mit dem Plan, über das Sabachjoch den Schneid (2009 m) zu besteigen – und endlich mit viel Sonne!
Von unten sieht der Schneid ganz einladend aus |
Der Aufstieg zum Sabachjoch über Blumenwiesen war denn auch wieder etwas für die Bilderbuchgalerie, nicht zuletzt, weil das Sabachjoch selbst noch einmal neue Ausblicke hinter Köllenspitze und Gimpel freigab.
Pink is beautiful |
Nur: Aus dem Gipfelanstieg wurde nichts: zu steil, zu ausgesetzt, zu brüchig. Der kleinste gemeinsame Nenner hieß Pause am Joch und Rückweg über Hahlealpe und den Frauensee.
Blick vom Sabachjoch zur Köllenspitze |
Nach einem heißen Gegenanstieg wurde es auf der sattgrünen Hahlealpe vor der mächtigen Wand der Gehrenspitze noch einmal richtig gemütlich – ein typischer Platz, der zum Rasten und Dösen einlädt. Und zu Gruppenfotos!
Die Hahlealpe vor der Gehrenspitze – zum Reinlegen |
Was mich betrifft, so war das der krönende Abschluss eines Wunder-Wander-Wochenendes. Denn was dann folgte, war ein zweieinhalb (!) stündiger Forstweg-Marsch mit brennenden Füßen, der seltsamer Weise im Kreis herumführte und …. ach reden wir nicht mehr drüber!
Die Köllenspitze |
Acht Blogger am Berg – acht Perspektiven. Hier könnt Ihr nachlesen, ob ich die Wahrheit erzählt habe bei:
Stefanie im Gipfelglück-Blog
Nadine im KulturNatur-Blog
Corinna im Outdoormädchen-Blog
Chris im Klimbingkorns-Blog
Sonya im Soschy on tour-Blog