Geschafft! Einmal tief durchatmen, Frühlingsluft schnuppern und Gesicht in die Sonne halten … Jetzt kann die Wandersaison endlich beginnen. Thema Nummer Eins für viele bergbegeisterte junge Familien ist jetzt: Mit welcher Kindertrage bringe ich mein Kind am besten den Berg hinauf? Worauf muss ich beim Kauf achten?
Wir haben uns vor ein paar Jahren für den Klassiker unter den Kindertragen entschieden: den Deuter Kid Comfort III. Warum? Das könnt Ihr hier nachlesen.
Für das zweite Kind haben wir uns natürlich keine neue Kraxe zugelegt. Während die Große läuft, thront der Kleine jetzt schon das zweite Jahr im Deuter über unseren Köpfen und hat sich dort von Beginn an sehr wohl gefühlt.
Deuter-Alternativen im Vergleich
Heute, einige Jahre und zahlreiche Bergtouren später, sind wir um viele Erfahrungen mit Kind in den Bergen reicher. Die Kindertrage, die uns in den Bergen am häufigsten begegnete, war tatsächlich der Deuter Kid Comfort III. Das hat seine Berechtigung – auch wir sind zufrieden mit dem guten Stück – liegt aber auch daran, dass die Deuter-Kraxe im Einzelhandel am häufigsten vertrieben wird. Gefolgt von Deuter Kid Comfort II, Vaude Farfalla oder Jolly, Jack Wolfskin, Salewa etc.
Aber auch andere Mütter haben schöne Töchter, wie ich jetzt erfahren durfte. Corina vom Alpenkind-Store in München hat mir freundlicherweise ein paar weniger bekannte Alternativen zum Vergleich zur Verfügung gestellt:
Die feinen Unterschiede
In vielem ähneln sich natürlich die meisten Kindertragen: alle haben ein ausklappbares Standsystem, Stauraum und ein Sonnendach. Dennoch ist es überraschend, wie unterschiedlich die Kindertragen im Detail sind. Diese entdeckt man oft erst, wenn man schon einige Male mit Kind in der Kraxe unterwegs war. Hier die wichtigsten Unterschiede im Überblick:
MacPac Possum
Die MacPac Possum sticht aus dem übrigen Angebot an Kindertragen heraus, allein schon wegen ihres ungewöhnlichen Standsystems. Das Gestell wird innerhalb des Stauraums aufgeklappt, während an den anderen Kindertragen das „Standbein“ meist außerhalb angebracht ist. Damit steht sie im Vergleich zu den anderen Kraxen aber viel wackliger. Dafür hat die MacPac Possum bei geringem Gewicht einen sehr großen Stauraum.
Das Beste aber an ihr ist der Sitzkomfort fürs Kind: ein angenehm breites und vor allem weiches Sitzpolster, auch die Seitenwände und Schultergurte sind gut gepolstert und als Schmankerl obendrauf bekommt man ein abnehmbares Halspolster, das den Kopf des Kindes beim Schlafen auch seitlich stützt. Für meine Kinder ist das goldwert, denn der Kopf knickt bei ihnen immer seitlich weg und landet im Deuter Kid Komfort III dann eben nicht auf dem Polster vorn, sondern auf dem seitlichen Riemen, der dann unschön auf den Hals drückt – immer wieder ein Dilemma!
Osprey Poco Plus
Ähnlich leicht und geräumig wie die MacPac ist die Osprey Poco Plus. Während sie auf unebenem Untergrund aber stabiler steht und der Träger vor allem von einer hervorragenden Rückenbelüftung beim Tragen profitiert (wirklich Klasse, denn ins Schwitzen werdet Ihr auf jeden Fall kommen – Wechselshirts mitnehmen!), büßt das Kind bei ihr deutlich an Sitzkomfort ein. Der Sitzsteg ist leider sehr schmal (ca. 10 cm) und wenig gepolstert. Schwer vorstellbar, dass ein Kind darauf gern länger sitzen möchte. Gut, dass es dafür Fußschlaufen hat, auf denen es seine Füße setzen kann. Die müssen dann nicht wie beim Deuter in der Luft baumeln.
Schön für uns Eltern ist der komfortable Verschluss der Schultergurte oben auf Schulterhöhe, statt am Bauch. Das Festschnallen des Kindes beim Deuter ist – besonders bei kräftigeren Kindern – immer ein Geduldsspiel. Die Höhenverstellung des Tragegurtes ist auffallend leicht und mit den breiten, luftdurchlässigen Seitenwänden dürfte das Kind gut seitlich gestützt sein. Einen zusätzlichen, abnehmbaren Tagesrucksack bietet übrigens die Osprey Poco Premium.
Bergans Kids Trekking
Und nun zur Bergans Kids Trekking: In Größe, Gewicht und Preis ist sie mit der Deuter Kid Komfort III vergleichbar (mit 3,8 Kilogramm leider noch etwas schwerer). Auch in punkto Rückenlänge bzw Sitzhöhe des Kindes ähneln sich die beiden. Während der Kopf eines zweijährigen Kindes bei MacPac und Osprey sowie bei vielen anderen kompakteren Tragen schon sehr frei aus der Trage herausschaut, bieten Deuter und Bergans dann immernoch Kopfschutz nach hinten. Das wird dann relevant, wenn der Träger bergab vielleicht doch einmal ausrutscht und auf den Rücken fällt.Die Bergans Kids Trekking besitzt einen abnehmbaren Rucksack, der allerdings recht klein ausfällt. Damit ist das Thema Stauraum hier auch wieder eher ein Manko. Das Kind kann die Füße wie beim Osprey auf den Fußschlaufen abstützen. Die Bergans-Trage hat außerdem zwei seitlich stützende Wände im Hüftbereich des Kindes, die für einen guten Seitenhalt sorgen. Der Träger profitiert von einem super gepolsterten, breiten Hüftgurt. Die Höhenverstellung gestaltet sich dagegen deutlich komplizierter als bei MacPac und Osprey.
Alles in allem bin ich nicht sicher, ob der hohe Preisunterschied zu den anderen Tragen bei der Bergans gerechtfertigt ist, trotz des abnehmbaren Rucksacks und Schutz des Hinterkopfes.
Mein Fazit: Wer eine kompakte und leichte Kindertrage sucht, die trotzdem sehr viel Komfort fürs Kind bietet, liegt bei gutem Preis-Leistungsverhältnis mit der MacPac Possum ganz richtig. Fußschlaufen hat sie zwar nicht, aber die kann man sich gegebenenfalls auch selbst basteln. Generell, aber für diese kompakten Tragen im Speziellen, empfiehlt sich bergab ein Paar Teleskopstöcke, um nicht auszurutschen.
In einem anderen Artikel habe ich zusammengefasst, welche Eigenschaften einer Kindertrage in meinen Augen wirklich von Vorteil sind und auf welche ich gut verzichten kann:
Die richtige Kindertrage kaufen – Erfahrungen aus dem Praxistest