Wolfsklamm: Immer an der Wand lang

Ihr sucht spannende Wege in den Bergen, auf denen eure Kinder vergessen, dass sie wandern? Klammwanderung jeder Art bieten sich dafür immer an. Die schmalen Steige, die sich häufig mit Stufen entlang steiler, hoch aufragender Felswände schlängeln, die Tiefblicke ins rauschende Wasser, tosende Wasserfälle, kleine Rinnsale, die von den oft überhängenden Wänden tropfen, Tunnel, Brücken und dass Erwachsene sich manchmal dort bücken müssen, wo die Kleinen locker durchspazieren – das alles finden Kinder meistens cool. Langweilig wird es jedenfalls nicht.

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Kühne Streckenführung

Zu den spannendsten Schluchten dieser Art in Bayern und Nordtirol zählt vermutlich die Wolfsklamm bei Stans, ein imposantes Stück Natur im südlichen Karwendel. Die Klamm wurde schon 1901 erschlossen und führt über knapp 300 Höhenmeter zum ältesten Wallfahrtsort Tirols, dem Felsenkloster St. Georgenberg, welches auch eine Einkehr beherbergt. Die Anfahrt ist mit eineinhalb Stunden von München recht weit, aber das mussten wir mal gesehen haben. Wir begingen nur einen Fehler: Es war Pfingstmontag. Aber dazu später.

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Stufen, Stufen, Stufen

Der Zustieg zur Klamm beginnt am Parkplatz beim Hotel Brandstetter in Stans, wo man einen Eintritt in Höhe von 4,50 Euro zu verrichten hat. Das zahlt sich in der Form aus, dass die nicht selten schwindelerregende und aufwendige Wegekonstruktion mitsamt den Brücken gut in Schuss gehalten werden. Ein spannender Wurzelsteig zweigt kurz darauf vom Weg nach rechts ab und nach etwa einer viertel Stunde geht es endlich dann schon zur Sache: Der Stanser Bach sucht sich laut tosend weit unterhalb des gut gesicherten Steigs seinen Weg ins Tal und die Kinder fühlten sich offenbar angespornt, den Weg in Rekordzeit zu bewältigen. Jedenfalls starteten sie im Laufschritt. Was sie nicht wussten: Bis zu 350 Stufen, meist bergauf, aber auch mal wieder bergab, sind bis zum Ende der Klamm zu bewältigen. Irgendwann wurde das Tempo schleppender. Und der kühn an den Fels gebaute Holzsteg scheint die Kleinen doch manchmal zu verunsichern. Hält das?

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Und auch mal ein Tunnel

Der Weg wechselt auf diversen Brücken immer wieder die Seiten der Felsschlucht und führt auch mal durch einen kurzen Tunnel. Will man ein Päuschen einlegen, sollte man einen Blick nach oben werfen. Mitunter lädt Steinschlaggefahr nicht zum Verweilen ein. Dafür gibt es ein kleines Picknickplätzchen, in Gestalt eines kleinen Aussichtsbalkons, das wir kurz in Beschlag nahmen.

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Steinchenwerfen hinter der Staumauer

Oben angekommen lädt der aufgestaute Bach im Kiesbett zum Steinchenwerfen ein. Oder man lässt wie wir die Kids durch den Wald kraxeln. Wenige Meter weiter das nächste Highlight: Unzählige Steinmandl reihen sich am Wegrand aneinander und laden dazu ein, von den Kindern weitergebaut zu werden und zwischen ihnen umherzuhüpfen. Wer braucht da schon noch einen Spielplatz? Der Weg wird breiter und schon kommt das Kloster hoch oben thronend ins Blickfeld. Man erreicht es durch einen letzten kurzen Anstieg und über eine denkmalgeschützte Hausbrücke, die schöne Blicke aufs Karwendel freigibt.

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Und Steinchenstapeln im Steinmandl-Garten

Ein Besuch der Kirche, ein Eintrag ins Gästebuch der Wallfahrtseinkehr (anstelle eines Gipfelbuchs) und damit war der schönste Teil der Wanderung auch leider schon vorbei. An Wochenenden und besonders an Tagen wie einem Pfingstmontag ist diese Wirtschaft sehr gut bis zu gut besucht. Wahrscheinlich wäre das alles nicht so schlimm gewesen, hätte es in dem Moment nicht gerade angefangen zu regnen, was die Gäste veranlasste schnell die trockenen Räume aufzusuchen und das Personal heillos überforderte. An eine Mahlzeit war nicht zu denken, geradeso ein Stück Kuchen. Schade, aber euch passiert das sicher nicht, denn ihr geht nicht an einem kirchlichen Feiertag zu einem Wallfahrtsort.

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Das Felsenkloster St. Georgenberg

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Gipfelbuch mal anders

 

Es schien sich einzuregnen und daher nahmen wir den kürzesten Rückweg, nämlich den gleichen durch die Klamm hinab. Das ist für Kinder wegen der Stufen nicht ganz einfach, obendrein war es rutschig geworden. Aber die Mädels haben das bestens gemeistert und dank des gemäßigten Tempos habe ich auf dem Rückweg das Naturschauspiel sogar mehr genießen können als beim Hinterherjagen bergauf. Noch schöner wäre sicher der Kreuzweg über Maria Tax gewesen. Ein Grund, noch einmal wiederzukommen.

Tipps für die Tour: 

• Startet früh! Der offizielle Parkplatz beim Brandstetterhof in Stans ist schnell überfüllt. Es gibt aber Ausweichplätze in Stans.

• Behaltet vor allem die Kinder im Auge. Ganz kleine (unter fünf Jahren) an der Hand! Zwar ist der Weg recht gut gesichert, aber eine unüberlegte Kletterei kann Folgen haben.

• Wie der Rückweg über Maria Tax und eine Einkehr bei Schönwetter ausgesehen hätten, beschreibt Jens in seinem Blog Mountainbatchers. Er war eine Woche nach uns dort.

• Und hier findet Ihr weitere informationen zur Wolfsklamm.

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Tourverlauf Wolfsklamm – St. Georgenberg

Anfahrt: Über die A8 und die A93 auf die Inntalautobahn A13 Richtung Innsbruck. An der Autobahnabfahrt Schwaz abfahren Richtung Stans. Im Zentrum links Richtung Brandstetterhof und Parkplatz Wolfsklamm (Oberdorf 73). Alternativ (mautfrei) über die B13 über Bad Tölz, Lenggries, Sylvensteinspeicher und Achenkirch/Achensee nach Jenbach, von dort direkt nach Stans.

Rund um den nahegelegenen Achensee gibt es viele kindertaugliche Touren. Hier findet Ihr die Beschreibung unserer Touren zu

Feilkopf und FeilalmGschöllkopfGramaialm und Gernalm

Eine kurze und schöne Klammwanderung führt durch die Gießenbachklamm zur Schopperalm bei  Bad Feilnbach.

4 Comments

  1. Super! Ich kann so eine Art von Wanderung nur empfehlen! Wir waren vor kurzem in Südtirol und haben dort eine ähnliche Tour gemacht, wir haben dort die Gilfenklamm erwandert. Diese ist vor allem an den heißen Sommertagen absolut zu empfehlen, da sich der Wanderweg direkt am rauschenden Bach befindet und für Kids und Eltern einiges zu entdecken bietet, ein paar Infos hier: http://dolcevitablog.com/index.php/naturschauspiel-gilfenklamm/ lg tammy

  2. Hallo Ute,
    eine tolle Beschreibung von eurer Tour durch die Wolfsklamm. Wir waren im Oktober 2014 dort und unser Großer (damals 3 Jahre) ist selbst gelaufen. Ich kann dir nur zustimmen – mit Kindern unter 5 Jahren ist es auf Grund der nassen Stufen recht gefährlich. Obwohl wir den Weg durch die Klamm wunderschön fanden, haben wir uns damals nicht getraut den Weg mit ihm wieder runterzugehen (Treppenstufen runter ist ja noch schwieriger als rauf). Wir sind dann über Maria Tux ausgewichen – war auch schön. :)
    Ich freu mich schon auf weitere Tourenberichte von dir.
    Von uns gibt’s mehr unter zwergeunterwegs.wordpress.com

    Lg, Marion

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