Mit Mountainbike und Kindern zu den Gumpen im Schronbachtal

Mal wieder Radlfahren, das war der Plan, als ich neulich den „Mountainbiken mit Kindern“-Führer vom J. Berg Verlag in die Hand nahm. „Die schönsten Touren“ stand darüber. Wir suchten uns eine davon aus: Im Schronbachtal, entlang der Isar und Jachenau. „Nette kleine Almen, zwei einsame Täler mit saftigen Blumenwiesen….“, stand da. Klang super.

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Aus diesem Buch stammt der Tourentipp

 

Soviel vorweg: Natürlich radelt unsere Fünfjährige noch keine Mountainbiketouren. Sie sollte natürlich vorwiegend an der Tandemstange und der Kleine im Anhänger gezogen werden. Deswegen schreckten uns auch nicht die 450 Höhenmeter auf 33 Kilometern ab, und auch nicht die Dauer von drei Stunden. „Technisch einfach“ – das funktioniert auch mit Anhänger und Follow-Me-Tandem, dachten wir.

Tja, als wir nach sechs (!) Stunden reichlich k.o. wieder am Auto ankamen, war ich mir sicher, dass diese Tour keine Empfehlung für Kinder ist, selbst wenn sie „schon etwas Ausdauer und Kondition mitbringen“, wie die Autoren es beschreiben. Eine typische Tour, bei der man erst durch die Hölle muss, um in den Himmel zu kommen, wie man so schön sagt. Scheinbar endlose 13 Kilometer lang führt die Tour gleich am Anfang von Lenggries gen Süden den asphaltierten Isar-Radweg entlang, und der verläuft direkt an der B13 – Motorradfahrer jeder Couleur lieben diese Strecke zum Sylvensteinstausee! Ich hab den Lärm noch heute in den Ohren. (Mir war nicht zum Fotografieren zumute.)

Mountainbike-Feeling erst auf der zweiten Hälfte

Der Weg führt erst kurz vor der Krone des Staudamms von der Bundesstraße weg, auf einem spannenden, steilen Sträßchen am Fels entlang hinauf, durch einen Tunnel und dann auf den Staudamm. Kaum dass es anfing Spaß zu machen, war hier schon wieder Schluss mit lustig: Unmengen Verkehr! Wir hatten uns in den Stau einzureihen. Wir dachten nun hier, das Schlimmste überstanden zu haben, aber wir mussten noch ein weiteres Stück die B13 Richtung Bad Tölz entlang – einen Radweg gab’s da schon gar nicht mehr.

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Im Schronbachtal

 

Erst nach 15 Kilometern (Abzweig links ins Schronbachtal) kommen wir in ruhigere Gefilde. Allerdings mit einem richtig steilen Stück. Mit dem Tandem ging hier leider nichts mehr und den Anhänger mit Junior habe ich nur hinaufgezogen bekommen, weil die Große zu Fuß hinter dem Anhänger lief und schob, während ich zog. Ich möchte einen Zehnjährigen sehen, der da hinaufradelt! Dann wurde es flacher und endlich kam Mountainbike-Feeling auf.

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Die private, leider nicht bewirtschaftete Schronbachhütte hatten wir erreicht. Kurz danach stellten wir die Räder ab wie im Buch empfohlen und folgten dem Pfad an den Bach hinunter. Hier genossen wir eine ruhige Stunde im Wasser badend und Steinchen werfend und zogen dann noch ein Stück weiter bis zu den versprochenen Gumpen. Ja, das ist ein paradiesisches Plätzchen zum Baden, Klettern und Chillen und ich hätte mir gewünscht, hier mehr Zeit verbringen zu können. Aber wir hatten gerade die Hälfte des Weges geschafft.

Ein paradiesisches Plätzchen Erde

Ein paradiesisches Plätzchen Erde

 

Vor den Gumpen, die zum Baden einladen
Vor den Gumpen, die zum Baden einladen

 Außerdem ging es weiter bergauf durch den Wald, und zwar ziemlich lang bis zu einem Sattel. Ok, wir hatten jeder ein Kind im Schlepptau, aber ich stellte mir die ganze Zeit vor, wie hier Kinder hinauf radeln sollen in einem Tempo, dass eine Gesamt-Fahrzeit von drei Stunden herauskommt – und die Tour war nicht aus der schwersten Kategorie im Buch! Nun ging’s endlich bergab – aber wie! Wenn es so steil bergab geht, müssen die Kids mehr als Ausdauer und Kondition mitbringen, nämlich sehr gute Technik. Zumal man schnell am nächsten Abzweig rechterhand vorbeirast, der uns schließlich durchs herrliche Röhrmoos führte.

Durchs wunderschöne Röhrmoos,  aber keine Lust mehr zum Radeln
Durchs wunderschöne Röhrmoos,
aber keine Lust mehr zum Radeln

Das ist landschaftlich wunderschön, genauso wie natürlich der Weg an der Isar entlang durch die Isarauen. Aber unser Mädchen saß bereits nicht mehr auf ihrem Fahrrad, sondern beim Bruder im Anhänger, so müde war sie vom mitstrampeln. Die drei Stunden Fahrzeit hatten wir schon längst überschritten. Deswegen kam auch kein Badeaufenthalt an der Isar mehr in Frage. Lediglich eine kurze Einkehr in Leger an der Jachen. Sehr schade. Und ich kann nur hoffen, dass dies meinem Mädchen nicht als Radtour zum Abgewöhnen in Erinnerung bleibt.

Mountainbiken mit Kindern, Schronbachtal Die Sonne steht schon tief, als wir durch die Isarauen radeln
Mountainbiken mit Kindern, Schronbachtal
Die Sonne steht schon tief, als wir durch die Isarauen radeln

So kann’s kommen. Sicher: eine schöne Trainingseinheit für mich und zwischendurch landschaftlich recht reizvoll. Die Gumpen im Schronbachtal sind einen Besuch wert. Aber um die Kinder fürs Mountainbiken mit uns zu begeistern, taugte die Tour definitiv nicht: viel zu viel (stark befahrene) Straße, kaum Einkehrmöglichkeiten und außer der Gumpen wenig Abwechslung. Mag sein, dass ich in vier, fünf Jahren eines Besseren belehrt werde, wenn mir Helene vielleicht tatsächlich am Berg davonfährt. Aber daran glauben tue ich nicht.

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Traum Badeplätze, für die die Zeit am Ende nicht mehr reichte

Tourverlauf:Bildschirmfoto 2014-07-24 um 13.37.27

3 Comments

  1. Bin die Tour heute mit meinen Kindern (7 und fast 9 Jahre) alleine gefahren. In umgekehrter Richtung (diverse Tourenvorschläge im Netz), wir haben knapp drei Stunden reine Fahrzeit gebraucht, mussten ein wenig schieben, weil der Forstweg stellenweise zu steil war. Die rasante Abfahrt ins Schronbachtal und eine ergiebige Pause am Bach entschädigten die Mühen schon wieder. Am Sylvensteinstausee sind wir dann einfach eine Forststrasse parallel zur B 13 eingebogen und fanden einen super schönen schmalen Trail, immer gut fahrbar…paar kleinere Schikanen, wo ich die Räder der Kinder 1 Meter runter oder hochschieben musste.
    Dann war es auf dem Teerweg/Radweg entlang der B13 zurück nach Lenggries nicht mehr weit und kurzweilig, da es immer leicht bergab flott dahin ging. Nach insgesamt guten vier Stunden gab es noch ein dickes Eis und alle waren happy mit dieser landschaftlich wirklich tollen Tour. Also bitte nicht abschrecken lassen!!

  2. Hallo Heike,

    vielen Dank für deinen kurzen Bericht. Immer wieder erstaunlich, was die Kinder alles meistern und wie viel sie in zwei drei Jahren noch an Kondition und Kraft hinzugewinnen können. Sicher gibt es aber auch da Unterschiede zwischen den Kids. Ich bin gespannt, was meine Große (bald 6) nächstes Jahr zu fahren in der Lage ist. Nach der ERfahrung auf dieser Tour, werde ich es aber dieses Jahr noch einmal leichter angehen, und zwar Touren, die sie schon selbst fahren kann, ohne Tandemstange. Wahrscheinlich ist es eine gute Idee, die Schronbachtal-Tour in anderer Richtung zu fahren. Da kommt der landschaftlich schöne Teil schon auf der ersten Hälfte. Und vermutlich seid Ihr auch nicht ganz bis zur Staumauer hinaufgefahren, sondern gleich an der B13 auf den Forstweg, oder? Auch das macht Sinn, denn es verkürzt die Tour und spart etliche Höhenmeter direkt auf der B13. Denn zur Staumauer hinauf gibt es keinen Radweg und viel Verkehr. Viel Spaß beim Biken! Ute

  3. Toller Bericht! Dieses Jahr werden wir auch mal eine Fahrradtour probieren. Hoffentlich wird es auch so ein schönes Erlebnis werden.

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