Feuchtfröhlich. Feucht und fröhlich ging’s zu bei unserem Mutter-Kinder-Wochenende im Salzburger Saalachtal. Ganz ehrlich: So einem Wanderwochenende ganz allein mit den Kindern sehe ich ja immer mit einiger Skepsis entgegen. Man weiß ja nie, wie wanderfreudig die lieben Kleinen gerade aufgelegt sind. Und steht man dann allein als Motivationsgehilfe da, kann es mühsam werden. Was soll ich sagen: Es wurde eines unserer bisher schönsten gemeinsamen Wochenenden des Jahres. Das hatten wir dem Wasser zu verdanken. H2O in verschiedensten Formen – fließend, stehend, fallend, als Rinnsal, Bach, Wasserfall, Gumpe, Tümpel, Fluss oder Regen – sorgte für beste Stimmung.
Nehmen wir zum Beispiel die Wanderung von der Loferer Alm am Wasserfallweg entlang hinab zur Mittelstation der Almbahn. Der Name verrät es: Die Tour führte an einem Wasserfall vorbei. Das Faszinierende daran: Das ist nicht nur ein Wasserfall zum angucken. Nein, man kann sogar hinter ihm entlangwandern und von hinten wie durch einen erfrischenden Vorhang schauen. Man sieht dann die gegenüberliegenden Berge buchstäblich verschwommen. Das sind die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Und außerdem? Vor dem Wasserfall konnten die beiden auf vom Wasser glattgelutschten Felsplatten spielen, durch die kleine Rinnsale dem Abgrund entgegenmäanderten. Ich weiß nicht mehr, wie lange die Kinder dort spielten und wie oft ich Jakob sagen hörte: „Das ist so cool hier, gäh Helene?“
Noch bevor wir dorthin gelangten, hatten wir schon einige Zeit entspannt an diversen Stellen am Bach vertrödelt. Mit nackten Füßen und hochgekrempelten Hosen. Derart gut durchblutet gelangten wir auch an eine Gumpe, die so erfrischend und verlockend aussah, dass das Fräulein ganz unglücklich wurde – wir hatten keine Badesachen dabei und sie traute sich nicht, ganz ohne hineinzuhüpfen. Sie konnte ja nicht wissen, dass das, was wir am Folgetage erleben sollten, das Ganze noch toppen würde. So malten sich die beiden fantasievoll aus, wie sie über die felsige „Wasserrutsche“ elegant die Felsstufe nehmen und schwungvoll in der Gumpe landen würden.
Wir kamen viel zu spät zum vereinbarten Mittagstisch in der Jausenstation bei der Vorderkaserklamm. Ein stilvolles Lokal, das man so weit hinten im Tal nicht erwarten würde. Und dann diese Klamm! Wir haben schon etliche Schluchten dieser Art durchwandert und jede war auf ihre Art spannend. Doch die Vorderkaserklamm ist anders. Man könnte sagen, es handelt sich um einen Schlitz im Fels, durch den ein Holzsteg nicht nur hindurch, sondern auch in Stufen hinaufführt. So schmal, dass es recht düster wurde. So feucht, dass wir Gänsehaut bekamen. Oder lag das am latenten Grusel, den vor allem das Fräulein verspürte? So allein im Felsschlitz, während es neben und unter uns ohrenbetäubend rauschte.
Spätestens beim Anblick des Felsbrockens über uns, der auf seinem Sturz nach unten scheinbar nur kurz einen Zwischenstopp zwischen den Felswänden eingelegt hatte und jederzeit drohte, seinen Sturzflug zu vollenden, wurde mir auch etwas seltsam zumute. Ich vergaß gänzlich, das alles in Ruhe zu fotografieren. Ein kurzes, intensives Abenteuer, die Vorderkaserklamm. Ich glaube, mein Mädchen war heilfroh, danach in aller Seelenruhe mit ihrem Bruder die Kälteresistenz ihrer nackten Beine im Bach auszuloten.
Tag zwei hielt noch mehr Wasser parat, in Gestalt der Saalach. Mit Helm, Neopren und Guide Manu vom Base Camp in Lofer stürzten wir uns in die – zugegebenermaßen sanften – Fluten und in ein neues Abenteuer: Rafting. Manu hatte alles im Griff, heizte uns ordentlich ein bei den Stromschnellen und ließ uns kontrolliert gegen den Felsen fahren. Junior war hellauf begeistert.
Unterwegs wartete die Überraschung der besonderen Art: eine Mutprobe. Wir legten am Ufer an, watschelten in unseren Neoprenanzügen zu einer kleinen Klamm und standen vor einer hübschen Gumpe. Eine wie am Vortag, mit „Felsrutsche“ und so. Die Kinder konnten es kaum glauben, sie durften nun tatsächlich hineinhüpfen und rutschen. Erst einmal vom Rand der Gumpe, dann ein Stück höher und am Ende vom höher gelegenen Wandersteg. Zuerst ich. Vor den Kindern ja keine Blöße geben. Mama hat’s schließlich drauf. Kopf ausschalten und springen. Manu gab noch einen Extraschubser, damit ich es mir nicht doch noch anders überlege.
Dass mein Mädchen sich das auch getrauen würde, war die Überraschung des Tages für mich. Sie wollte gar nicht aufhören. Aber wir mussten wieder zum Boot. Nach ein paar Kilometern und der unsichtbaren Grenze wurde die Saalach bayerisch, und dunkle Wolken zogen auf. Der Regen war uns in den Neoprens auch schon egal. Und so endete das Wochenende ganz mottogerecht: Feuchtfröhlich, feucht und fröhlich.
Gut zu wissen
Zum Salzburger Saalachtal zählen die Gemeinden Lofer, Weißbach, Unken und St. Martin. Was die Region noch so zu bieten hat für Familien, findet Ihr auf der Webseite des Tourismusverbandes.
Tel.: +43 /6588 /8321
Von München kommt man in knapp zwei Stunden in die Region (A8 bis Siegsdorf, über Inzell, Schneitzlreuth nach Unken und Lofer).
Mit der Bahn ab München Hauptbahnhof bis Salzburg und weiter mit dem Bus nach Lofer in ca drei Stunden.
Das Basecamp Lofer bietet einige feuchte Abenteuer für Familien: www.base-camp.at, +43 (0)6588 723 53, office@base-camp.at
Liebe Ute,
auf der Suche nach aufregenden Wanderungen für unsere nicht mehr ganz so kleinen Jungs (10,15) habe ich Deinen Blog und damit auch das Saalachtal entdeckt. Wir waren vom 17.-20.08. dort. Mit der Saalachtal-Card haben wir die Loferer Almbahn und zwei Freibäder kostenfrei genutzt. Eine wirklich tolle Gegend zum Wandern mit Kids. Eine Klamm nach der anderen, ein nettes kleines Städtchen (Lofer) zum Wohlfühlen und wir haben es tatsächlich geschafft spontan vor Ort eine schöne Unterkunft für uns vier zu finden.
Ganz lieben Dank für diesen Blogeintrag
Anja
Hey, das freut mich, liebe Anja! Wir waren auch sehr begeistert damals. Und wir waren sicher nicht das letzte Mal dort. Liebe Grüße, Ute