Winterwanderung zum Hirschberg: zwischen Matsch und Whiteout

Ich hätte eigentlich noch eine Woche warten können. Mir wäre Sonne satt sicher gewesen. Stattdessen habe ich mich vergangenen Sonntag auf den Weg Richtung Hirschberg im Mangfallgebirge gemacht, obwohl klar war, dass von dort oben nicht viel zusehen sein würde. Nach ein paar Schauern sollte sich das Wetter im Tagesverlauf beruhigen. Also startete ich am Mittag. Insgeheim hoffte ich, die ausgeliehenen Schneeschuhe nun doch noch testen zu können.

Soviel vorab: Daraus wurde nichts. Und es blieb auch trüb. Es gibt bekanntlich zwei Wege aus dem Tegernseer Tal hinauf auf den Hirschberg: einen Sommer- und einen Winterweg. Ich wählte den Winterweg für den Aufstieg, der sich als Schlammpiste entpuppte. Dass ich mir das hätte sparen können, erfuhr ich später. Ich stapfte also von den Hirschbergliften bei Scharling aus einen Pfad rechts neben der schneefreien Skipiste und den Schlepplift ziemlich steil hinauf. Während der Schnee zunahm, nahm die Sicht ab.

Am Ende der Piste nahm ich den Weg links in den Wald hinein und folgte zunächst einer Skispur geradeaus über eine schöne Lichtung. Parallel verläuft rechts der Forstweg, zu dem ich später querte. Bei schönem Wetter und Neuschnee ist es sicher reizvoller, mit den Schneeschuhen weiter bis zur Rauheckalm über diese Schneise zu gehen. Aber ich war allein und entschied mich für Nummer sicher.

Winterwanderung Hirschberg 05
Whiteout kurz vorm Hirschberggipfel

Angekommen bei der Rauheckalm befand ich mich mitten im Whiteout. Hinter den Hütten landete ich auf einem Kamm, auf dem die ausgetretene Spur links hinauf zum Hirschberg führt. Aber statt Weitsicht – nichts. Das Gute daran: Das Whiteout weckt den Blick für’s Detail am Wegrand – und ich bin fast allein unterwegs. Das ist man selten am Hirschberg. Und ich genieße die Winterlandschaft.

Winterwanderung Hirschberg 02
Detail am Wegrand: Schneekunst

Ich weiß immer noch nicht: Will ich zum Gipfel? Oder will ich zum Hirschberghaus? Bei der Sicht ist es mir egal. Ich folge also der breiten, festgestampften Spur durch den Schnee am Fuß eines steilen Hangs entlang, bergauf bis zu einer Art Sattel. Ich schlüpfe durch Latschenkiefern. Und dann? Dann sehe ich gar nichts mehr. Keine Bäume. Nur noch den Trampelpfad. Von links trifft ein anderer Pfad auf meine Spur, den merke ich mir. Noch ein paar Meter weiter auf der Höhe entlang – und plötzlich stehe ich vor einem Kreuz – dem Gipfelkreuz, umgeben von Nebel.

Winterwanderung Hirschberg 01
Mystisch: auf dem Hirschberggipfel

Irgendwie skurril, allein auf einem der meistbestiegenen Münchner Hausberge zu stehen und nichts zu sehen. Ich weiß gar nicht, was ich fotografieren soll. Also trage ich mich ins Gipfelbuch ein und mache mich schnell wieder auf den Rückweg. Es mag nicht jedermanns Sache sein, aber ich genieße die unglaubliche Stille, in die mich der Nebel hüllt. Alles klingt gedämpft wie unter einer Glocke.

Der Sommerweg zum Hirschberghaus

Weil ich unerwartet schnell oben war, nehme ich beim Abstieg jene Spur, die zuvor auf meine gestoßen war. Der Karte zufolge wird sie mich zum Hirschberghaus führen. Ein wunderschöner Weg durch Latschenkiefern und Schneelandschaft, und plötzlich tritt vor mir ein Haus aus dem Nebel – das Hirschberghaus. Der Wirt hatte wohl schon Kasse gemacht, aber über den Sommerweg waren wohl doch noch vereinzelt Gäste aufgestiegen. Ich bekomme also Weißwurst und -bier. Und wo gehe ich jetzt am besten hinab?

Winterwanderung Hirschberg 03

Die Wirtin empfiehlt mir den Sommerweg, womit ich dann einen Rundweg machen könnte – das find ich noch besser. Und wenn man im Winter den Sommerweg nehmen darf, dann bedeutet das wohl, dass der Winter bereits fast vorbei oder nicht ganz ernst zu nehmen ist.

Winterwanderung Hirschberg 04
Gilt nicht in diesem Winter

Im Zickzack geht es nun steil den sonst lawinengefährdeten Nordhang hinunter. An der Hirschlache führt rechts ein Weg eine Schneise neben dem Wald ins Tal hinab über die Holzpointalm. Er scheint wenig begangen und hier hätte ich nun doch einmal meine Schneeschuhe testen können. Weil’s aber schnell gehen soll – es ist bereits halb fünf – entscheide ich mich dagegen. Später werfe ich vom Forstweg aus noch einen wehmütigen Blick hinab zur Holzpointalm – eine herrliche Lichtung, optimales Schneeschuhgelände. Ich hätte dort entlang gehen sollen. Merken! Unten begrüßt mich der Frühling in Gestalt kleiner Frühblüher. Und schon steht fest – diese Tour mache ich noch einmal, wenn ich die Aussicht genießen kann. Mein Plan: eine Bike & Hike-Tour.

Frühlingsgrüße

Links
Zum Hirschberghaus
Meine Blogger-Winterwanderung zum Krottenkopf

Unsere Familien-Winterwanderung zur Neureuth (Tegernsee)