Zauberteppich hoch über der Piste |
Unsere Tochter hat nun schon den 2. Skikurs hinter sich. Den ersten hatte sie vergangenen Winter mit dreieinhalb Jahren mehr schlecht als recht hinter sich gebracht. Jetzt mit viereinhalb sollte es besser klappen – nur leider lag fast kein Schnee bei den Kirchbergliften in Kreuth, wo unser Kurs stattfinden sollte. Und eine Beschneiungsanlage gibt es dort auch nicht. Der Betreiber der Anlage und die Skischule ließen sich nicht davon beirren und improvisierten kräftig, um die Kurse durchziehen zu können. Baggerweise wurde Altschnee herangekarrt. Woher, das wusste kein Mensch. Der wurde dann an den nötigsten Stellen mit der Planierraupe verteilt.
Trister Anblick auf unsere Schnee-Insel „Hexenwald“ |
Und so fand unser Skikurs auf einem Flickenteppich aus Altschnee statt, eine kleine weiße Insel im grünen Voralpenland, die morgens vereist und ab mittags Matsch war. Trotz erneuten Regens und Tauwetters schafften wir es sogar bis zum legendären Abschlussrennen – bei strömendem Regen. Schön ist anders. Und meine Befürchtungen was die Motivation unseres Mädchens anging, waren groß.
Altschneereserven-Shuttle |
Es ist ja nicht so, dass alle ihre Kids beim Skilehrer abgeben und selbst völlig entspannt spazieren gehen oder auf der Sonnenterrasse Platz nehmen. Stattdessen kann man besorgt dreinblickende oder freudig erregt bis hysterisch rufende Mütter quer über die Piste laufen sehen. Besonders gern sehen es die Skilehrer, wenn Eltern mitten im laufenden Kurs ihrem Sohnemann zu Hilfe eilen, wenn der vergeblich versucht, wieder auf die Ski zu kommen. Am Nachbartisch versuchen derweil zwei ehrgeizige Väter, sich gegenseitig mit dem Skifahrkönnen ihrer – natürlich völlig unterforderten – Jüngsten zu übertrumpfen.
Wer kann Skifahren? |
Tag Eins ist besonders spannend zum Zuschauen: Mehrere Dutzend Kinder wurden bei uns je nach Können durchgereicht und selektioniert: Wer kann rutschen? Ab zum Zauberteppich! Wer kann Pizza (Bremsen)? Grünes Papperl auf den Helm. Wer kann Kurven? Gelbes Papperl auf den Helm. Zum Zaudern kommen die Kids dabei gar nicht. Noch bevor der Blick zu Mama zu sehnsüchtig wird, kommt ein Lifthelfer und zieht den Skinachwuchs in Richtung Lift: Richtig hinstellen, Hände ans Seil, festhalten und dranhängen! Bloß nicht loslassen, denn hinter dir kommen schon die nächsten, die sonst über dich drüberfallen. Lässt der Gesichtsausdruck des Kindes aufkommende Unlust vermuten, hat es sofort ein Gummibärchen im Mund – und weiter geht’s. Das hat alles seine Berechtigung, aber ein gewisses Alter braucht es dafür schon.
Zum Abschlussrennen an Tag vier aber zeigt sich dann doch noch, dass Skifahren Spaß macht, wenn es funktioniert. Bei strömendem Regen zogen die Kleinen und Größeren ihre Kurven durch die Tore. „Das ist ja ein babyleichtes Rennen!“ Aber einmal reichte nicht. Die durchnässten Eltern riefen zum Aufbruch, die Kleine aber wollte immer wieder hoch und runter durch die Suppe. Dabei liegt kaum noch Schnee. Und als die Siegerehrung vorbei ist, rollen sogar Tränen. Aber nur kurz.
Fazit: Mal abgesehen vom Schneemangel war unser zweiter Skikurs ein voller Erfolg. Unserer Tochter hatte vielleicht vor einem Jahr einfach das richtige Alter gefehlt, und die Erfolgserlebnisse. Dennoch: Ich freue mich jetzt auf’s Skifahren mit richtigem Schnee.