Kleine ganz groß im Kleinwalsertal: Marmot Family Camp

So spannend haben meine Kinder die Berge wohl noch nie erlebt! Zelten – das machen sie sowieso gern. Campen mit anderen Familien und Kindern? Noch besser. Und dann noch das erste Mal Klettern am Fels, fast ganz ohne zu wandern? Das Marmot Family Camp im Kleinwalsertal wird ihnen noch lange in Erinnerung bleiben. Und das war bei weitem nicht alles, was die drei Tage im Mai so interessant gemacht hat. Aber zurück zum Anfang.

Großes Abenteuer im Kleinwalsertal

Großes Abenteuer im Kleinwalsertal

Zum ersten Mal fand dieses Jahr das Family Camp im Kleinwalsertal statt, mitorganisiert und gesponsert von der Firma Marmot und dem Magazin Outdoor. Das hatte den Vorteil, dass die Zelte der Marke Marmot, schon in Reih und Glied aufgebaut waren, als wir anreisten, und auch Top-Schlafsäcke und Isomatten standen als Leihmaterial zur Verfügung. Kein üppiges Gepäck für vier, kein lästiges Aufbauen im Beisein ungeduldiger Kinder – das weiß man dann schon zu schätzen. Und die Kulisse ist ein Traum. Der schöne Campingplatz Vorderboden fast am Ende des Kleinwalsertals liegt direkt an der Breitach, die später im Tal durch jene berühmte, gleichnamige Klamm fließt. Wir zelteten mit Blick auf Widderstein (2533 m) und Hochgehrenspitze (2251 m).

Zelten mit Bergblick und Riesentipi

Zelten mit Bergblick und Riesentipi

Das Kleinwalsertal ist jenes Fleckchen Österreich, von dem die Österreicher sagen, da müsse man als Österreicher mal gewesen sein, obwohl oder eben weil es mit dem Auto nicht von Österreich aus zu erreichen ist, sondern nur auf Umweg über Deutschland. Eher so etwas wie eine deutsche Sackgasse mit österreichischem Sonderstatus.

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Im gemütlichen Riesentipi wurden die Familien morgens und abends bewirtet. Dort warteten wir auch das abendliche Gewitter ab, bevor wir uns in die Zelte verkrochen. Am nächsten Tag dann stand Klettern auf dem Programm. Die geduldigen Bergführer der Bergschule Kleinwalsertal wollten es im Klettergarten gleich mal ordentlich krachen lassen. Vermutlich dachten sie, die Kinder bräuchten erst einmal ein bisschen Adrenalin, um wach zu werden. Abseilen sollten wir uns gleich einmal. Ein ungläubiges „Von hier oben?“ und unsichere Blicke gingen durch die Runde der 7- bis 8-Jährigen. Die kleinen Einsteiger waren definitiv zu jung und unerfahren, um sich gleich in ein solches Abenteuer zu stürzen.

Abseilen ist Vertrauenssache

Abseilen ist Vertrauenssache

Dann also doch erstmal ruhig angehen lassen. Eltern wurden ins Sichern eingeführt, die Kinder wurden angeseilt – und so wurde dann doch die eine oder andere Route ausprobiert, soweit man sich eben traute. Und so kam Freude am Klettern auf. Selbst der Vierjährige stürzte sich – anfangs noch skeptisch – ins Klettervergnügen am Seil. Wobei er das, was er sich zutraute, sonst auch ungesichert geklettert wäre. Die größte Hürde für die Kinder ist nämlich der Umgang mit und das Vertrauen in Seil und Gurt. Beim Abseilen war die Angst noch sehr präsent.

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Sicherer fühlte sich mein Mädchen dann am Übungsklettersteig mit dem Klettersteigset. „Mami, lass das! Ich muss mich konzentrieren“, watschte sie meinen Fotoversuch ab, während sie einen Karabiner nach dem anderen platzierte. Recht hat sie. Nur leider endete der Klettersteig wieder genau an der Stelle, wo sich die Kids wieder abseilen sollten. Und hier begann der Kampf zwischen „Unbedingt wollen“ und „Zuviel Angst haben“, ein Kampf, der meinem Mädchen viel abverlangte, das am Ende aber doch klein beigab, widerwillig. Beim nächsten Mal, vielleicht. Zum Hineinschnuppern ins Felsklettern war der Tag perfekt.

Das perfekte Lagerfeuer

Das perfekte Lagerfeuer

Am nächsten Tag bekamen die Kinder eine kleine Einführung ins Überlebenstraining. Auf der kleinen Wildniswanderung zu einem lauschigen Platz am Fluss erfuhren sie, dass man auch ohne Pommes und Pizza überleben kann, Klee ganz gut schmeckt und dass ein Feuer und ein Dach über dem Kopf erst einmal das Wichtigste sind, auch wenn es nicht das Dach eines Vier-Sterne-Kinderhotels ist. Interessant, was es alles Essbares in der Wiese am Wegrand zu finden gibt! Und wusstet Ihr, dass die Samen der Pusteblumen sich hervorragend dazu eignen, ein Feuerchen anzuzünden? Wir sammelten fleißig Brennbares wie trockenenes Gras und Reisig und am Fluss angekommen wurde das perfekte Lagerfeuer errichtet, Stockbrot gebacken und Pfeil und Bogen geschnitzt.

Peter Sürth begeistert mit seinen ERzählungen über Wolf, Luchs und Bär

Peter Sürth begeistert im Tipi mit seinen Erzählungen über Wolf, Luchs und Bär

Übrigens hatten wir dabei prominente Begleitung: Peter Sürth, Deutschlands wohl bekanntester Wolfskenner war mit seiner Hündin dabei. Dieser Mann war schon am Vorabend zum Helden der Kinder gewählt worden. Da hatte er nämlich im Riesen-Tipi einen Vortrag gehalten über Wölfe, Luchse und Bären. Die Kinder waren hin und weg von den Fotos und schwankten emotional zwischen gänzlich fasziniert und schwer amüsiert. Sei es, weil dem Bären ein Pfeil mit Betäubungsmittel in sein Hinterteil geschossen wird, um einen Peilsender um seinen Hals zu legen, oder weil das süße Luchsbaby sich einfach nicht wiegen lassen will und immer wieder entwischt. Star des Abends aber waren die Braunbärkinder, die sich auf einer Rutsche austobten. Und als Peter dann noch laut heulte wie ein Wolf und alle Kinder zurückheulten, war der Abend perfekt (auch wenn mein Junior dann im Zelt ängstlich fragte, ob denn hier Wölfe unterwegs seien …). Peter Sürth ist sicher eine Bereicherung für jeden wildnispädagogischen Event mit Kindern und deswegen auch viel in Schulen unterwegs. Seine Mission: Lebensraum für Wildtiere schaffen – und den räumt der Mensch nur ein, wenn er aufgeklärt ist.

Die totale Faszination

Die totale Faszination

Zum Abschluss saßen alle gemeinsam am Lagerfeuer. Und während die Jungs der Faszination des Feuers erlagen, genossen die Mädchen ihre Freiheit auf dem Campingplatz. „Da möchte ich mal wieder hin“, war jedenfalls das Fazit meines Sohnes. Und das sagt ja schon mal viel aus.

Gemütliches Beieinander-Hocken am Feuer

Gemütliches Beieinander-Hocken am Feuer

Spiele am Bach

Spiele am Bach

Hinweis: Wir waren auf Einladung von Kleinwalsertal Tourismus im Marmot Family Camp.

Einen Film und weitere Fotos zum Camp findet Ihr bei Kleinwalsertal Tourismus und dem Outdoor Magazin.

Der Campingplatz Vorderboden ist übrigens auch eine Empfehlung wert, allein schon wegen seiner Lage.

2 Comments

  1. Zelten – das Highlight meiner Jugend. Toller Beitrag, den ihr verfasst habt. Im Allgemeinen ist es sehr spannend, rund um Freizeitaktivitäten von euch zu lesen, Gratulation zu dieser tollen Seite!

  2. Danke Frieda! Ja, wir werden vielleicht jetzt öfter zelten. Weil’s vor allem den Kindern so viel Spaß macht.

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