Ostern in der Wildschönau. Am Südhang vor unserer Hütte hatte die Frühlingssonne den Schnee schon geschmolzen. Doch auf der anderen Seite des Berges, unterm Markbachjoch, war der Winter noch nicht gewichen, die Skisaison in den letzten Zügen. Wandern mit den Kindern war wenig attraktiv. Überall Matsch, die Hütten geschlossen. Zum Radln das Gleiche: Matsch, Schneefelder, schattseitig kalt. Eben diese Leerlaufzeit zwischen nicht mehr so richtig Skitour und noch nicht so richtig Wandern.
Aber nach Eiersuche vor und Frühjahrsputz in der Hütte, ausgiebigem Sonnenfrühstück und Holzhacken machten sich Hummeln unter meinem Hintern breit – und auch Flausen im Kopf meiner Kinder. Ich erzählte meiner Großen, dass da oben hinterm Sattel noch viel Schnee liegt auf den Pisten und die Lifte fahren. Ungläubiges Kopfschütteln. Sie konnte sich das nicht so recht vorstellen. Doch, doch, Süße. Wir müssen nur da hoch und dann können wir uns die Ski anschnallen. Ich zeig’s Dir, wenn Du willst. Sie wollte!
Und so begann ein richtig cooles Mutter-Tochter-Abenteuer: Ski an den Rucksack geschnallt, ebenso Skistiefel, Helm und Handschuhe der Tochter im Rucksack verstaut. Etwas zu Trinken und zu knabbern und los gings. 250 Höhenmeter müssen wir meistern, um von unserem Basecamp auf den Sattel zum Markbachjoch zu gelangen, vorbei an der Erich-Berger-Hütte, eine Selbstversorger-Hütte des Alpenvereins. Anfangs noch schneefrei, mussten wir bald durch tiefen Schnee stapfen. Ich spurte mit kleinst möglichen Trippelschritten mit meinen Skistiefeln, Töchterchen versank förmlich in den Spuren.
Zur Abwechslung ging’s dann durch den Matsch. Wir kletterten über das eine oder andere Gitter – fand Madame sehr spannend – und dann noch die letzten steilen Höhenmeter durch den Wald zum Sattel. Meine Prinzessin entschied sich für den direkten 40 Grad steilen Hang, in dem sie sich Stufen in den Schnee schlug, statt den glatten offiziellen Steig zu nehmen. Eine kluge Entscheidung wie sich später zeigen sollte! Ich stieg hinter ihr her und staunte.
Sie dagegen staunte, als wir – eben noch allein zu zweit und kaum aus dem stillen Wald heraus – auf den Sattel stiegen. Kalter Wind im Gesicht und Pistenbetrieb. Blasmusi drang aus der Jochalm an unsere Ohren.
Wir wechselten vom Wander- in den Ski-Modus. Skistiefel und Ski an, Helm auf und so ging’s auf der menschenleeren Piste abwärts ins andere Tal. So hatte sie Skifahren noch nie erlebt mit ihren sechs Jährchen. Nach mühsamem Aufstieg macht die Abfahrt umso mehr Spaß und sie freute sich an meiner Freude daran. „Mama, das ist mein Ostergeschenk für Dich!“ Echt, das hat sie wirklich gesagt. Hach!
Unten wurde der Schnee schon richtig nass und das einzige, was mir wirklich auf den Magen schlug, war der Skipass, den ich extra lösen musste für drei vier weitere Abfahrten. Egal. Wir feierten unsere Tour bei ziemlich lustiger Blasmusi auf der Jochalm, wechselten wieder in den Wandermodus und stiegen bis schlitterten den Steig hinab auf die Südseite. Ein Hauch von Skitour. Herrlich! Ich nenne es Hike and Ski.
Habt Ihr schon einmal ein besonderes, spontanes Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Abenteuer erlebt, das ein wenig aus dem Rahmen fällt, das man nicht alle Tage hat und an das man sich noch lange erinnert? Schreibt es mir in den Kommentar!