Best of Wolkenstein I: übers Cirjoch zur Crespeinascharte

Wolkenstein. „Eigentlich ein seltsamer Name für einen Ort, oder?“, frage ich meine Tochter. Ich meine: Wenn man es genau nimmt – ein Stein aus Wolken? Antwort: „Wieso? Klingt ein bisschen wie der Berg da!“ Sie zeigt aus dem Fenster auf den Langkofel, der sich wie jeden Morgen in eine Wolke hüllt, und das seit zwei Wochen, jeden Tag, auch wenn rundherum doch einmal blauer Himmel herrscht. Der Langkofel, dieser imposante Felsturm zwischen Sellagruppe, Schlern und Seiseralm, zeigt sich in diesen Wochen immer mit einem Wolkenkleid, weshalb er bei unseren Kindern auch als Zauberberg durchgeht – mal ist er da, mal komplett hinter Wolken verschwunden.

„Guck mal, der Zauberberg…“

Immer mal wieder Wolkenstein

Wolkenstein gehört zu unseren alten Liebschaften, die einfach nicht rosten. Wir waren dort schon zum Mountainbiken und Bergsteigen – noch ohne Kinder, später mit Baby in der Bauchtrage, dann mit Kleinkind in der Kindertrage. Dieses Mal mit zwei Kindern, von denen zumindest die Große schon ordentlich mitwandert. Wir haben diesen herrlich gelegenen Ort am Ende des Grödnertals dieses Mal als Familienwanderregion neu kennen – und lieben – gelernt. Denn: Wolkenstein bietet kinderfreundliche Wandergebieten in allen Himmelsrichtungen und liegt schon auf über 1500 Metern. Somit sind Familienwanderungen mit diesem tollen Panorama und weit über der Baumgrenze schon ab Haustür möglich. Dazu verkürzen diverse Seilbahnen (Col Raiser, Dantercepies, Ciampinoi) und Sessellifte kurzen Beinen den Aufstieg in spannenderes Wandergelände.
Einen Haken hat das Ganze allerdings dann doch: Diese Luxus-Lage spiegelt sich im Übernachtungspreis wider – auch in dem einer Ferienwohnung auf einem Bauernhof, wo dann Milch, Butter und Eier vom Gastgeber-Hof um kein Deut günstiger sind als im Supermarkt. Der Spaß, den die Kinder bei der allabendlichen Rückkehr der Kühe von der Weide in den Kuhstall haben, die sie auch noch von oben auf einem „Baumhaus“ sitzend beobachten können, macht den Ärger über die Preise aber schnell vergessen. Und die tägliche Melkprozedur ist das Highlight des Abends für erschöpfte kleine Wanderer.

Bauer und Ex-Skiprofi Werner Perathoner beim Melken

„Die Kühe kommen!“

Ins Felsenland von Cirspitzen und Crespeina

Ein Gipfelfoto mit Tochter – dazu hat es zwar nicht gereicht, aber die kleine Tour den Dolomitenhöhenweg entlang übers Cirjoch zur Crespeina-Scharte war schon mal etwas besonderes. Schließlich wird’s hier recht alpin. Und sie bietet an der Scharte immerhin ein hübsches Kreuz fürs Foto. Die nigelnagelneue Dantercepies-Umlaufbahn bringt uns auf rund 2300 Meter. Ein kurzer Abstieg zu Jimmys Hütte – wo man sich gut vorstellen kann (aber nicht möchte), was hier in Sachen Aprés-Ski im Winter los ist – und kurz hinter der Hütte geht’s knapp 300 Höhenmeter in Kehren steil bergauf zum Cirjoch zwischen den beeindruckenden Cirspitzen.

Die Sella immer im Blick

Das idyllische und für kleine Kletterer spannende Gelände vor dem Cirjoch lädt zum Picknick ein. Am  Blick auf die Felswände des Sellamassivs kann man sich kaum sattsehen. Hier in den Mulden zwischen den Felsen hallt es auch ein wenig, weshalb hier häufiger jemand beim Jodeln oder Ariensingen angetroffen werden kann – oder auch fünfjahrige Mädchen beim Trällern von Kindergartenliedern…

Picknick kurz vorm Cirjoch

Alpin-Feeling mit Kind

Noch ein Stück höher und schon schaut man in das unwirtliche Chedultal, das später ins Langental mündet. Es geht durchs Gatterl hindurch und hoch über dem Tal immer auf der Höhe einen schmalen Schotterpfad entlang Richtung Talschluss, wo das Kreuz der Crespeinascharte (2525 m) mit noch einem kurzen Anstieg zu erreichen ist. Dort angekommen, eröffnet sich uns wieder ein neuer Blick auf die Crespeina-Hochebene, die man überquert, wenn man zur Puezhütte weitergeht, und auf den Puezkofel (2725 m). Ich fühle mich ans Steinerne Meer erinnert und mache ein „Gipfelfoto“ mit Helene.

Zwischen den Cirspitzen

Mit etwas älteren Kindern lohnt sicher der Weg zur Hütte und die Übernachtung dort, um am nächsten Tag weiter auf dem Dolomitenhöhenweg zur Sielesscharte und hinab zur Regensburger Hütte zu wandern. Wir aber nehmen mangels Alternativen den gleichen Weg zurück.

„Gipfelglück“ und Crespeina-Mondlandschaft

Tourverlauf:

Bildschirmfoto 2014-09-22 um 14.50.44

© outdooractive.com

 

Tourdaten: 450 Höhenmeter (inkl. Gegenanstieg), Gehzeit: Hinweg ca. 2 h, zurück ca. 1,5 h

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