Willkommen zum Teil drei unserer Wandertrilogie in Norwegen. Wir waren mit den Kindern am Fjord wandern, später sind wir über den Gletscher Nigardsbren spaziert. Zu guter Letzt haben wir auch noch einen kleinen Gipfel erklommen. Sein Name: Prest. Gudvangen am Nærøyfjord und Flåm am Aurlandsfjord ließen wir über jene berühmte Landschaftsroute hinter uns, die über den Aurlandsfjell (Fjell ist die Bezeichnung für Gebirge und Hochflächen) nach Lærdal führt. Berühmt deshalb, weil sich hier auf über 1000 Metern über dem Meer lange Zeit der Schnee hält. Riesige Schneefräsen arbeiten sich im Frühling/Frühsommer entlang der Straße durch die Schneemassen und türmen ihn rechts und links der Route auf. Die Bilder vom „Snøvegen“ machen alljährlich in den sozialen Medien die Runde.
Auch im August liegt hier oben noch vereinzelt Schnee. In ziemlich spektakulären Kehren arbeitet sich die Straße hinter Aurland zur Aussichtsplattform des Stegastein hinauf. Norwegen präsentierte sich uns im vergangenen Sommer als das Regenbogenland. Das Wetter wechselte zwischen Regenschauer und Sonne, kalt und warm hin und her. Hier am Stegastein passten wir einen Regenbogen direkt über dem Fjord ab.
Nur wenige Kilometer später, nach den letzten Kehren startet bei einem Parkplatz die Wanderung hinauf zum Berg namens Prest. Erst zwischen Büschen hindurch, dann durch Heide und Blaubeersträucher und am Ende nur noch über moosweichen Boden windet sich ein Pfad abwechselnd steil hinauf. Schon nach 200 Höhenmetern bietet eine Hochebene einen ziemlich perfekten Ausblick über den Aurlandsfjord und auf die gegenüberliegenden Hochflächen.
Blaubeeren sammelnd kämpften sich die Kids aber erstaunlich gut gelaunt höher und höher. Denn eigentlich fühlten sich die immer wiederkehrenden Regenschauer gepaart mit dem Wind nicht sonderlich gut an. Sie waren zum Glück nur von kurzer Dauer. Eine kleine Kraxelstelle lockte die Kleinen aus der Reserve und nach 540 Höhenmetern standen wir an einem Steingebilde mit dem viel fotografierten Ausblick auf den Fjord. Das Licht- und Schattenspiel über der Szenerie war grandios. Im winzigen Hafen von Flåm ließ sich in der Ferne das Kreuzfahrtschiff noch ausmachen.
Die Tour ist in diesem Buch beschrieben: Bernhard Pollmann, „Norwegen Süd. Die schönsten Fjord- und Bergwanderungen“, Rother Bergverlag (Tour Nr. 24)
Die Wind- und Wetterkapriolen verjagten uns leider schnell von diesem Plätzchen. Nach dem Abstieg folgte ein Roadtrip durch die Mondlandschaft des Aurlandsfjells, durch das die Straße scheinbar ins nicht führt. Tut sie aber nicht. Noch bevor es durch ein langes Tal nach Lærdal hinabging, stellten wir spontan noch einmal das Wohnmobil ab. Wir hatten einen in der Sonne glitzernden Wasserfall erblickt. Den erreichten wir über einen kurzen feuchten Waldpfad. Ein herrlicher Platz. Um uns herum das Rauschen, endlich wieder Sonne und die Kinder mittendrin spielend. Ein großartiger Tag mitten in der norwegischen Fjelllandschaft. Davon hätte ich gern noch mehr gehabt.
Tourverlauf Aurlandsfjell, Prest
Gut zu wissen
Die Straße über den Aurlandsfjell ist natürlich nicht die kürzeste Verbindung von Flåm nach Lærdal, aber auf jeden Fall die schönere. Wer es eiliger hat, wird dennoch gut unterhalten: Die direkte Straße nach Lærdal führt durch den Lærdaltunnelen, mit 24,5 Kilometern der längste Straßentunnel der Welt. Der Tunnel ermöglicht – im Gegensatz zum Weg über das Gebirge – auch im Winter eine Verbindung zwischen den beiden Gemeinden. Damit der Fahrer im Tunnel auf Dauer nicht die Konzentration verliert, ist der Tunnel immer wieder besonders spannend beleuchtet.
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